Geschäftsbericht 2021
Jahresrechnung

Jahresrechnung

Lagebericht

Gesundheitspolitische Lage

2021 ist bereits das zweite Jahr, das durch die Corona-Pandemie geprägt worden ist, und das zweite Jahr in Folge, in dem in der gesundheitspolitischen Debatte im Parlament die Kostendämpfung dominiert hat. Das Berichtsjahr ging zwar mit einem erfreulichen Ständeratsentscheid zu Ende, die Gefahr von systemverändernden gesundheitspolitischen Entscheiden zuungunsten der guten medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten ist aber in keiner Weise gebannt.

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres fand die für die Ärzteschaft wichtigste Parlamentsdebatte des Jahres statt. Von zentralem Interesse für die FMH war die Massnahme der Tarifpartner zur Steuerung der Kosten (KVG-Artikel 47c) im Kosten­dämpfungspaket 1b. Mit diesem Artikel will sich der zuständige Bundesrat die subsidiäre Kompetenz sichern, in die Tarifhöhe einzugreifen, wenn sich die Tarifpartner bei Nicht­einhaltung von Mengenzielen nicht auf Tarifkorrekturen einigen. Der Ständerat entschied am 9. Dezember 2021 – mit einer Stimme Unterschied –, den Artikel 47c zu streichen. Er schloss sich damit dem Erstrat an, welcher den Artikel bereits 2020 ebenso knapp mit 91 zu 90 Stimmen abgelehnt hatte. Das parlamentarische Seilziehen um diese Art von systemverändernden Eingriffen wird im Jahr 2022 jedoch weitergehen.

Das zweite Pferd im Rennen, das dem zuständigen Bundesrat die Möglichkeit geben soll, massiv in die Gesundheitsversorgung einzugreifen, ist die Zielvorgabe. Sie ist als indirekter Gegenvorschlag zur Kostenbremse-Initiative der Mitte gedacht. Neben dem eigentlichen Kostenziel für die OKP beinhaltet dieses Gesetzesprojekt auch zusätzliche neue Tarif­kompetenzen. Neu will der Bundesrat in die stationäre Tarifstruktur eingreifen und im ambulanten Bereich nicht nur die Struktur, sondern auch die Tarifhöhe bestimmen können. Die gesundheitspolitische Lage ist und bleibt angespannt.

Mitarbeitende

Per 31. Dezember 2021 betrug der Personalbestand einschliesslich der Mitglieder des FMH-Zentralvorstandes und des SIWF-Präsidiums 126 Mitarbeitende und hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 4 Personen erhöht. Bei der FMH waren 94 Personen und beim SIWF 32 Personen beschäftigt. Die Anzahl der Mitarbeitenden entsprach einem Vollzeitäquivalent von 98,7, wobei 72,3 der FMH und 26,4 dem SIWF zugeteilt waren. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich der Wert um 0,8 Vollzeit­äquivalente.

Das Durchschnittsalter (46 Jahre) ist im Vergleich zum Vorjahr um 1 Jahr gesunken, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit (7 Jahre) hat sich nicht verändert.

Die Geschlechterverteilung innerhalb der FMH zeigt weiterhin eine Mehrheit der Frauen an mit 69 Prozent. Dies entspricht einer Zunahme von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Durchführung Risikobeurteilung

Das Risikomanagement der FMH umfasst das Risikomanagement-System und den Risikomanagement-Prozess. Die Risiken der finanziellen Berichterstattung werden im Internen Kontrollsystem erfasst und durch jeweilige Kontrollen mitigiert.

Risikomanagement-System

Für die Umsetzung und Weiterentwicklung des Risikomanagement-Systems und -Prozesses ist der Leiter Finanzen und Verwaltung zuständig, der die systematische Erhebung bzw. Aktualisierung der Risiken und Massnahmen sowie die Anpassung von Grundsätzen und Instrumenten des Risikomanagements sicherstellt. Eine systematische Erhebung und Aktualisierung der Risiken erfolgt einmal pro Jahr.

Risikomanagement-Prozess

Die Risiken werden systematisch erhoben und transparent dargestellt. Der Zentralvorstand hat anlässlich zweier Sitzungen im Oktober und November des Berichtsjahres die Risiken (politisch-strategische, operationelle und finanzielle Risiken) anhand von Eintritts­wahrscheinlichkeit und Schadensausmass bewertet. Bestehende und geplante Massnahmen zur Bewältigung der entsprechenden Risiken wurden in die Bewertung einbezogen.

Berichterstattung der Top-Risiken

Der Zentralvorstand hat die Top-Risiken überprüft, bewertet, auf der Risikolandkarte verortet und die Massnahmen für deren Minderung beschlossen.

Internes Kontrollsystem

Es besteht ein Internes Kontrollsystem, welches die wirtschaftlich wesentlichen Prozesse mit Einfluss auf die Jahresrechnung beinhaltet. Auf Unternehmens-, Prozess- und ICT-Ebene bestehen Definitionen und Dokumentationen der relevanten Prozesse. Die Existenz des Internen Kontrollsystems wird durch die externe Revisionsstelle im Rahmen der ordentlichen Revision geprüft und bestätigt.

Mitglieder

Mit 1406 Neumitgliedern und insgesamt 43’673 Mitgliedern verzeichnet die FMH per 31. Dezember 2021 erneut ein erfreuliches Wachstum und konnte im Berichtsjahr weiter an Attraktivität gewinnen. Die über das Mitgliederportal myFMH verfügbaren Dienst­leistungen wurden von unseren Mitgliedern rege genutzt. Dazu gehören die Möglichkeit, fachliche Qualifikationen, Sprachkenntnisse und Berufsadressen selber zu verwalten und auf dem Ärzteindex www.doctorfmh.ch zu publizieren sowie die Möglichkeit, den HPC-Arztausweis – und neu auch die elektronische Identität für die Ärzteschaft, die myFMH eID – online zu bestellen.

Entwicklungstätigkeit

Zurück in der Zukunft

Die Arbeiten zur Grundsanierung der Liegenschaft an der Elfenstrasse sind sowohl inhaltlich und zeitlich wie auch bezüglich Budget erfolgreich abgeschlossen worden. Obschon im Auftrag der Ärztekammer im Herbst 2017 kein diesbezüglicher Planungs­auftrag und im Mai 2019 bei Vorlage des Detailkonzepts kein dementsprechender Umsetzungsauftrag erfolgte, wurde doch den Aspekten der Nachhaltigkeit unter den gegebenen Rahmenbedingungen nach Möglichkeit Rechnung getragen und der Minergie-Standard erreicht. Unter anderem dokumentiert der Monitor im Empfangsbereich für Mitarbeitende und Besucher sichtbar die Leistung unserer Photovoltaikanlage, und temperaturausgleichende Fassadenlüftungsgeräte optimieren CO2-gesteuert die Raumluft.

Am 31. Januar 2022 konnten die Mitarbeitenden des Generalsekretariats ihre Arbeit in altbekannter Umgebung – aber nun in neu gestalteten Räumlichkeiten – aufnehmen. Letzte Arbeiten in der Umgebung, wie zum Beispiel die Ansaat der Blumenwiese, erfolgen im Frühjahr. Mit dem Ankommen in den neuen Räumlichkeiten ist ein wichtiger Schritt auch im Rahmen der Organisationsentwicklung unseres Generalsekretariates erfolgt. Die Phase des Einlebens knüpft unmittelbar an diese Entwicklung an und wird dementsprechend in Form eines Change-Prozesses professionell begleitet, sodass die Investition in die Gebäude­struktur auch zu einer Investition in unsere Zusammenarbeit zugunsten unserer Mitglieder wird.

Aussergewöhnliche Ereignisse

Engagement für gute Patientenversorgung

Für die Arbeit der FMH standen im vergangenen Jahr die Themen Kostendämpfung und der TARDOC im Mittelpunkt des Engagements. Als Berufsverband der Ärztinnen und Ärzte setzt die FMH alles daran, die gute Patientenversorgung für alle in der Schweiz zu erhalten. Eine wichtige Bedingung dafür ist ein sachgerechter zeitgemässer ambulanter Tarif. Dieser liegt mit dem TARDOC vor. Die FMH stand in intensivem Kontakt mit Politik und Behörden, um die Dringlichkeit der ambulanten Tarifrevision darzulegen. Ein weiteres wichtiges Engagement der FMH betraf EFAS als wichtige Finanzierungsreform, die Kosten sparen würde, ohne die gute Patientenversorgung in der Schweiz zu beeinträchtigen. Massnahmen, die letztere gefährden könnten, lehnt die FMH hingegen ab.

Die FMH setzte alles daran, ihre Mitglieder während der Corona-Pandemie umfassend zu informieren und zu unterstützen. Dazu gehörte die Unterstützung der Impfung gegen Covid-19 als wichtiger Bestandteil zur Bewältigung der SARS-CoV-2-Pandemie. Die FMH engagierte sich dafür, die ungenügende Entschädigungspauschale für die Covid-19-Impfungen zugunsten der impfenden Ärztinnen und Ärzte in den Arztpraxen anzupassen. Im April 2021 bot die FMH dem BAG gemeinsam mit pharmaSuisse eine sichere, vernetzte und rasch umsetzbare Gesamtlösung zur Ausstellung von Covid-Zertifikaten an. Aufgrund der zentralen Lösung des Bundes wurde diese nicht umgesetzt.

Zentralvorstand: Rücktritt von Michel Matter

An der Ärztekammer vom 7. Oktober 2021 gab Michel Matter, Vizepräsident und Zentralvorstandsmitglied der FMH, seinen Rücktritt per 31. Januar 2021 bekannt. Im Rahmen einer ausserordentlichen Ärztekammersitzung findet am 3. März 2022 die Ersatzwahl für den vakanten Sitz der lateinischsprachigen Schweiz statt.

An derselben Ärztekammer fällten die Delegierten im Herbst 2021 einen wegweisenden Entscheid, dass sich die FMH künftig für ein klimafreundliches Gesundheitswesen einsetzt.

TARDOC

Am 30. März 2021 reichten die FMH und curafutura die vom BAG gewünschten Zusatzinformationen zum Arzttarif TARDOC für ambulante ärztliche Leistungen beim Bundesamt für Gesundheit BAG nach. Die Nachreichung umfasste unter anderem die Verlängerung der Kostenneutralitätsphase von einem auf zwei Jahre, einen Projektplan des Tarifbüros ats-tms für die laufende Aktualisierung des TARDOC, ein Tarifierungshandbuch, Expertenstellungnahmen sowie in einzelnen Fällen Anpassungen der Nomenklatur (Version 1.2) sowie Erklärungen zu den Fragen des BAG. Am 30. Juni 2021 machte der Bundesrat Auflagen zu einer erneuten Überarbeitung des TARDOC. Die Tarifpartner arbeiteten mit Hochdruck und setzten die Vorgaben des Bundesrates fristgerecht um. Am 20. Dezember 2021 reichten die FMH, curafutura und MTK die substanziell überarbeitete ambulante Arzttarifstruktur TARDOC in der Version 1.3 beim Bundesrat zur Genehmigung ein. Mit der neuen Version des TARDOC hat der Bundesrat die Möglichkeit, den längst veralteten TARMED endlich zu ersetzen.

Qualität und Digitalisierung

Die Umsetzung des Qualitätsartikels und des neuen Zulassungsrechts für ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte waren grosse Projekte, welche die FMH während des ganzen vergangenen Jahres, aber auch über den Jahreswechsel hinweg weiter beschäftigen werden. Auch das elektronische Patientendossier und andere Digitalisierungsprojekte begleitet die FMH mit viel Engagement.

Aussichten

2022 wird im Parlament der indirekte Gegenvorschlag des Bundesrates zur Kostenbremse-Initiative der Mitte (ehemals CVP) beraten, der Kostenziele für die OKP vorsieht. Die FMH wird diese der Patientenversorgung abträgliche Massnahme bis zu einer möglichen Volksabstimmung bekämpfen.

Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF

Für den Bereich Weiter- und Fortbildung verfügt die FMH mit dem SIWF über ein unabhängiges Organ, das seine Aufgaben selbstständig wahrnimmt und einzig über Gebühren finanziert wird. Die Weiterbildungsgänge des SIWF sind vom Eidgenössischen Departement des Innern EDI akkreditiert. Die Auflagen der letzten Akkreditierung 2018 sind allesamt erfüllt. Die nächste Akkreditierung 2025 ist bereits angelaufen. Zurzeit laufen die Verhandlungen über die zur Anwendung gelangenden Standards. Bei allen bisherigen Akkreditierungen haben die Expertinnen und Experten die Weiterbildung in der Schweiz im Vergleich zum internationalen Umfeld als sehr gut eingestuft. Das Risiko, das Mandat des Bundes zu verlieren, ist entsprechend gering.

Seit dem Lockdown im März 2020 zieht sich der durch Covid-19 bedingte Ausnahme­zustand mit Unterbrüchen bis ins Jahr 2022. Der flächendeckende Ausfall von Kursen, Kongressen und Prüfungen führte auch im Berichtsjahr zu unzähligen Anfragen und Unsicherheiten betreffend die Erteilung der Facharzttitel. Mit den Notstandregelungen in fast allen der 142 Fachgebiete konnten den unterschiedlichen Situationen Rechnung getragen und individuell pragmatische Lösungen gefunden werden. Die zusätzlichen Aufgaben haben auch 2021 einen Abbau der grossen Pendenzenberge und der Rückstände in der Bearbeitung der Dossiers nicht erlaubt.

Alle grossen IT-Projekte des SIWF dienen dem Ziel, die Administration für die Dokumentation der Weiter- und Fortbildung, für die Titelerteilung und für die Anerkennung der Weiterbildungsstätten effizienter zu gestalten. Im Zentrum steht dabei das Projekt «e-Logbuch 2.0», das im Berichtsjahr in Betrieb genommen wurde. Anpassungen und weitere Verbesserungen zur kundenfreundlichen Bedienung der Applikation sind im Gange.

Nach 11 erfolgreichen Jahren hat Dr. Werner Bauer das Präsidium an PD Dr. med. et MME Monika Brodmann Maeder übergeben. An der Spitze des SIWF engagiert sich Dr. Brodmann mit hoher Priorität für das Projekt «Kompetenzbasierte Weiterbildung».

Das SIWF verfügt über ein Budget von rund 8 Millionen Franken und erhält keine Mitgliederbeiträge seitens der FMH. Das SIWF publiziert einen separaten Geschäftsbericht.

Jahresrechnung 2021

Das könnte Sie auch interessieren

Kontakt

FMH Generalsekretariat
Elfenstrasse 18, Postfach
3000 Bern 16

Tel. 031 359 11 11
info

Kontaktformular
Lageplan

Folgen Sie uns auf Social Media

       
© 2022, FMH Swiss Medical Association